Nach der ersten gemeinsamen Zeit mit den Eltern steht für viele Kinder der Übergang in die Kinderkrippe oder den Kindergarten an, wo sie mit Gleichaltrigen ihren Tag verbringen können. Auch wenn der erste Schritt dorthin, ohne bekannte Gesichter, manchmal etwas schwerfällt, so geht es meist doch ganz schnell, dass sich die Kinder in der neuen Umgebung wohlfühlen. Als wir die erste Einrichtung unserer Reise durch die Kindereinrichtungen der Stadt Grimma betreten, schleichen sich schnell Erinnerungen aus der eigenen Kindheit in unser Gedächtnis: Das tägliche Spielen mit Freundinnen und Freunden, der Mittagsschlaf und die gemeinsamen Ausflüge in die Natur. Wenn wir so darüber nachdenken, ist es für uns nach langer Zeit wieder der erste Besuch im Kindergarten. Was für uns eine schöne Erinnerung an die Kindheit ist, ist für die Erzieherinnen und Erzieher Arbeitsalltag.
In der Krippe „Kleine Strolche“ in Dürrweitzschen werden zurzeit 65 Kinder betreut, erzählt uns Leiterin Susann Streich. Für die Rasselbande hat sie ein Team aus zwölf Erzieherinnen, die die Kinder von 6 bis 17 Uhr betreuen. Die Arbeitszeit kann dabei von 30 bis 35 Stunden in der Woche variieren und flexibel gestaltet werden, je nachdem wie viele Kinder gerade da sind. Susann Streich führt uns durch die Einrichtung zu den Räumlichkeiten, in denen die Kleinsten im Alter von ein bis zwei Jahren den Tag verbringen. Als wir dazustoßen, singen die Kinder und Erzieherinnen, Frau Kiauka gibt mit der Gitarre die Melodie vor. Danach gibt es für alle ein gemeinsames Frühstück, auch für die Erzieherinnen. Christiane Kiauka erzählt uns, dass der Alltag mit den Kindern zwar strukturiert ist, jedoch auch immer etwas anders aussieht: „Jeder Tag ist wie eine unbestimmte Reise, da uns immer neue Dinge erwarten und wir uns jeden Tag neu auf die Bedürfnisse der Kinder einstellen.“ Wenn die Kinder gewaschen und frisch umgezogen sind, beginnt die wohl beste Zeit des Tages: Spielen!
Dafür überlegt sich Christiane Kiauka mit ihren Kolleginnen täglich neue Möglichkeiten, um die Fähigkeiten der Kinder zu fördern. Zu ihren Aufgaben gehört es, die Entwicklung der Kinder und ihre Interessen zu beobachten und darauf abgestimmt etwas mit ihnen zu unternehmen. Malen mit Fingerfarben oder ein Geschichtentheater stehen deshalb nicht selten auf dem Programm. Der Bewegungsdrang der Kinder wird natürlich auch nicht vernachlässigt.Jeden Tag geht es in den Garten der Einrichtung. “Schlechtes Wetter gibt es nicht, nur die falsche Kleidung”, lacht Christiane Kiauka, während sie den Kindern in die Matschanzüge hilft.
Wer die Einrichtung in Dürrweitzschen als Erzieherin oder Erzieher unterstützen möchte, sollte neben Teamfähigkeit einen Abschluss an der Oberschule mitbringen. Die integrativen Einrichtungen der Stadt Grimma betreuen auch Kinder mit Entwicklungsverzögerungen oder Behinderungen. Susann Streich wünscht sich darum Mitarbeitende, die sich stets weiterbilden möchten: „Die Pädagogik ändert sich genauso wie die Kinder und da muss man sich in der Rolle als Erzieherin oder Erzieher auch weiterentwickeln.” In welche Richtung die Weiterbildung gehen soll, können die Erzieherinnen und Erzieher selbst wählen. Die Stadt Grimma ermöglicht fünf Fortbildungstage im Jahr. Neben der Einrichtung in Dürrweitzschen gibt es in Trägerschaft der Stadt Grimma 19 weitere Kindertagesstätten, davon sieben Horte sowie ein Internat, die eine Kinderbetreuung ermöglichen. Für die insgesamt über 2.200 zu betreuenden Kinder in der Gemeinde sind aktuell 220 Erzieherinnen und Erzieher bei der Stadtverwaltung angestellt.
Das nächste Ziel unseres Besuchs ist der Kindergarten Parthenzwerge in Großbardau. Das moderne Haus ist das reinste Forscherparadies, wie bereits von außen das Insektenhotel und der angelegte pädagogische Gemüsegarten verraten. Leiterin Annett Riedel empfängt uns zwischen springenden Bällen und tanzenden Kindern im Haus der kleinen Forscher. Die Kinder machen dem Haustitel wirklich alle Ehre: Sofort werden wir Zuschauerinnen eines Luftballonexperiments und finden uns inmitten einer Bastelwerkstatt wieder. Die Besonderheit des Kindergartens liegt in dessen Aufteilung nach verschiedenen Aktionsräumen, in denen die Kinder selbst entscheiden können, ob sie sich zum Beispiel handwerklich im Bastelatelier oder verkleidet im Rollenspielbereich austoben wollen. Grundlage dessen ist ein offenes Konzept. „Das offene Konzept ermöglicht es den Kindern selbst zu entscheiden, wie sie ihre Zeit im Kindergarten verbringen möchten und wir merken, wie sie in den Dingen aufblühen, die sie sich selbst aussuchen dürfen“, erzählt uns Leiterin Annett Riedel. Die acht angestellten Erzieherinnen haben zwar feste Stammgruppen, jedoch sind sie jeden Tag als Ansprechpartnerinnen für alle Kinder da. Trotz der vielen Freiheiten gibt es natürlich auch Regeln und Normen, die alle Kinder kennen, sodass Spiel und Spaß nicht im Chaos enden.
Jenny König hat sich erst vor Kurzem für den Beruf der Erzieherin entschieden und steckt gerade mitten in der Ausbildung. Dafür gibt es nicht nur einen Weg, wie sie uns erzählt. Nach einem Oberschulabschluss kann die zweijährige Sozialassistenz-Ausbildung unter anderem in der “Roten Schule” in Grimma absolviert werden, um sich im Anschluss für drei Jahre zur Erzieherin ausbilden zu lassen. Jenny König hat ein berufsbegleitendes Modell gewählt, bei dem sie neben dem theoretischen Teil der Ausbildung bis zu 20 Stunden wöchentlich bezahlt in einer Kindertagesstätte arbeitet. Wer sich nicht wie Jenny König berufsbegleitend ausbildenden lassen möchte, kann eine bezahlte duale Ausbildung zur staatlich anerkannten Erzieherin oder Erzieher in einer Kindertagesstätte Grimma absolvieren.
Für alle Erzieherinnen und Erzieher ist vor allem eine Sache an ihrem Beruf besonders schön: die Wertschätzung der Kinder.
Strahlende Kinderaugen und ein Lächeln auf den Lippen sind eben nicht mit Geld zu bezahlen. Wer sich für diesen Beruf entscheidet, sollte deshalb die Freude an der Arbeit mit Kindern mitbringen und mit Begeisterung zur Arbeit kommen. Neben der symbolischen Bezahlung durch die Freude der Kinder, wird der Beruf mit bestandener Abschlussprüfung nach Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst, Sozial- und Erziehungsdienst vergütet. Die Gehaltsentwicklung erfolgt dynamisch mit einer individuellen Stufenzuordnung entsprechend der jeweiligen Vorerfahrung. Jahressonderzahlungen, Zulagen in Höhe von maximal 130 Euro, Leistungsentgelt und vermögenswirksame Leistungen obendrauf. Außerdem gibt es 30 Tage Urlaub im Jahr, zusätzlich bezahlte Freistellungen am 24. und 31. Dezember, Regenerationstage, bezahlte Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten und ein umfassendes Gesundheitsförderungsangebot wie z. B. Kurse in Erster Hilfe, Sport oder Gesunde Ernährung, damit die Erzieherinnen und Erzieher nicht nur durch Spiel und Spaß mit den Kindern selbst fit bleiben. Der Arbeitgeber beteiligt sich zusätzlich an einer betrieblichen Altersvorsorge.
Den letzten Halt unserer Reise machen wir im Hort „Wilde Würmer“ in Grimma West. Zurzeit werden dort 256 Kinder von 12 Pädagoginnen, drei Pädagogen sowie einer Auszubildenden betreut. Im Hort lernen wir Petra Naumann kennen, die schon ihr ganzes Arbeitsleben als Erzieherin Kinder im Hort beim Wachsen und Größer werden unterstützt.
Und Petra Naumann hat noch immer nicht genug! Wir treffen sie auf dem großen Außengelände der Einrichtung, wo sie gerade mit einer dritten Klasse den Nachmittag verbringt. Während die Kinder den Kopf beim Klettern und Toben frei bekommen, erzählt sie uns von ihrem Arbeitsalltag. Der sieht im Hort etwas anders aus als in einer Krippe oder im Kindergarten.
Neben einem wöchentlichen Früh- oder Spätdienst (ab 06:00 bzw. bis 17:00 Uhr), ist in der Regel die Kernarbeitszeit im Hort nach dem Unterricht, d.h. die Kinder kommen gegen 11:15 Uhr und bleiben bis in den Nachmittag hinein. In dieser Zeit übernimmt Frau Naumann ihre eignen Klasse, begleitet diese zum Mittagessen und geht bei schönem Wetter wie heute, ausgiebig an die frische Luft. Die Kinder haben nun Zeit, miteinander ganz individuell offene Freizeitangebote zu nutzen. Später werden die Hausaufgaben erledigt und wer Lust hat, geht in eine der vielen Ganztagsangebote wie z.B. den Schulchor, Floorball in der Turnhalle oder zum Schach. Jeden Dienstag ist Hausaufgaben frei und es werden Aktionen wie z.B. Geburtstagsfeiern oder Spielplatzausflüge mit der Gruppe geplant. Später am Nachmittag treten Petra Naumanns Schützlinge zu Fuß, mit dem Fahrrad oder dem Schulbus, bestenfalls lachend und ausgetobt die Heimreise an.
Wir begleiten die Kinder von der frischen Luft in einen ihrer Spiel- und Funktionsräume im gemeinsamen Schul- und Hortgebäude. Hier fällt unser Blick sofort auf drei große Bilder mit bunten Planeten. Um den Kindern Abwechslung zu bieten, lassen sich Petra Naumann und ihr Team ständig neue Projekte einfallen. So sind auch die Bilder an der Wand in einem Graffiti-Workshop entstanden, an dem die Kinder mitwirkten und ihre Ergebnisse nun jeden Tag zeigen und bewundern können. Petra Naumann betont, wie wichtig die Förderung der Kinder ist. Kinder sind unsere Zukunft und für diese benötigt es engagierte und gut ausgebildete Erzieherinnen und Erzieher: „Wer diesen Beruf ausüben möchte, sollte Empathie, Toleranz und das Bewusstsein für eine Vorbildfunktion mitbringen und bereit sein, die Heranwachsenden jeden Tag mit Lust, Kreativität und einer klaren erzieherischen Haltung begeistern und fördern zu wollen.“ Petra Naumann empfiehlt daher ein Praktikum vor dem anvisierten Ausbildungsbeginn.
Schnell würde einem dabei klar, dass zu unserem anspruchsvollen Beruf auch ein großes Stück „Berufung“ gehört.
Du hast Lust bekommen, Kinder auf ihrer Reise der Entwicklung zu begleiten und möchtest selbst Erzieherin oder Erzieher werden? Dann informiere dich auf der Webseite der Stadt Grimma (www.grimma.de/karriere) oder melde dich bei uns!