Professioneller regionaler Reinigungsservice!

Um den Slogan muss sich Reuter & Schreck keine Gedanken machen – dafür über die Nachwuchsgewinnung

Im Auto auf dem Weg durch den Landkreis Leipzig, zwischen der Natur und den zahlreichen bunten Feldern, stellen wir uns das Ziel für den heutigen Unternehmensbesuch als einen besonderen Arbeitsort vor.

Unser Ziel: Bad Lausick.

Vorbei an grüner Landschaft, kleinen und großen Einfamilienhäusern schweifen unsere Gedanken ab Richtung Ausflugsmöglichkeiten im Leipziger Neuseenland und zum Freizeitbad Riff, als wir auf das Gelände von Reuter & Schreck einbiegen und zwischen einigen weißen Transportern parken.

36 Minuten brauchen wir mit dem Auto von Leipzig, 55 mit dem Zug – Landflucht ist nicht nur für Reuter & Schreck in Bad Lausick ein Thema. Doch statt in Schockstarre zu verfallen, versuchen Unternehmen wie Reuter & Schreck mit Modernität, Augenhöhe und echten Benefits, junge Menschen für die Arbeit im Landkreis zu begeistern.

Kaffee und Krapfen im Supermarkt

Am Eingang erwartet uns André Schreck bereits mit einer großen Kaffeekanne in der Hand – es ist 9 Uhr und wir sind begeistert von Kaffee und Krapfen! Wir folgen der Kaffeekanne in den Besprechungsraum mit großer Glasfront. Dass wir uns gerade auf der ehemaligen Verkaufsfläche eines Supermarkts befinden, können wir uns kaum vorstellen.

 

2018 hat André Schreck das Gebäude des ehemaligen Supermarkts zu seiner Betriebszentrale umgebaut und hat hier nun ausreichend Platz für seine zahlreichen Mitarbeitenden, Reinigungsmittel aller Form und Farbe, Kehrmaschinen, Einscheibenmaschinen, Scheuersaugautomaten und für jedes Fahrzeug seiner 25 Betriebsautos einen Stellplatz. Wie wir uns umschauen und die Sonne durch die großen Fensterfronten strahlt, stellen wir fest: Das war eine sehr gute Idee!

 

Doch bevor wir zum Umzug in den ehemaligen Supermarkt zu sprechen kommen, wollen wir erst einmal mehr über die Geschichte von Reuter & Schreck wissen.

 

Gegründet wurde Reuter & Schreck am 01.04.1990 und dass es sich hierbei nicht um einen Aprilscherz handelte, bezeugt das über 30 jährige Bestehen des Unternehmens. Inmitten des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Umbruchs der Wendezeit gründen Christine Reuter und Dieter Schreck ihr Dienstleistungsunternehmen für Gebäudereinigung.

 

An die aufregende Gründungszeit erinnert sich Annett Grommuth, nicht nur Mitarbeiterin der ersten Stunde, sondern auch ehemalige Schülerin von Dieter Schreck. Vor ihrer Anstellung bei Reuter & Schreck war Annett Grommuth Mitarbeiterin im Kraftwerk Thierbach. Im Zuge der Deutschen Wiedervereinigung wurden auch die Strukturen des Kraftwerks verändert, unter anderem wurde die hauseigene Reinigung, für die auch Annett Grommuth arbeitete, ausgegliedert und bald darauf “die Kraftwerke geschlossen und abgerissen.” Was blieb, waren zwei Reinigungsfirmen, “eine westdeutsche Firma, die uns erklären wollte, wie man sauber macht", und Reuter & Schreck. Annett Grommuth entscheidet sich für ihren bis heute bestehenden Arbeitgeber und beginnt 1991 ihre Arbeit bei Reuter & Schreck – überrascht war sie, als sich ihr ehemaliger Lehrer als ihr neuer Geschäftsführer herausstellte.

 

Damit ist Annett Grommuth eine der ersten Mitarbeiter*innen von Reuter & Schreck und kann ihren Stolz nicht verbergen, das kontinuierliche wirtschaftliche Wachstum des Unternehmens über 30 Jahre lang beobachtet und unterstützt zu haben.

 

Den ersten Schritt über die Stadtgrenze hinaus macht das Unternehmen 1990 mit der Commerzbank in Leipzig. Zwölf Jahre lang waren Gebäude der Commerzbank in Leipzig und einige in Sachsen-Anhalt Kunden von Reuter & Schreck. “Irgendwann war das aber Geschichte, hier gibt es genügend Arbeit” – sagt André Schreck nicht mit Wehmut oder Enttäuschung, sondern mit Stolz. “Ich bin hier beheimatet, ich kenne die Leute hier, dann möchte ich auch hier tätig sein und meiner sozialen Verantwortung als Unternehmer gerecht werden”.

“So wird die Arbeit nie langweilig!”

Als Geschäftsführer beginnt André Schrecks Arbeitstag um 7 Uhr, er ist uns also um ein paar Stunden voraus. Zu seinen Aufgaben als Geschäftsführer gehört es, die Arbeiten zu delegieren und das Unternehmen zu führen. André Schreck hatte bereits 5 Jahre bei Reuter & Schreck gearbeitet, und seinen Meisterabschluss Gebäudereinigung abgeschlossen, bis er 2005 die Position der Geschäftsführung von seinem Vater Dieter Schreck übernommen hat. Selbst nach 19 Jahren als Geschäftsführer fällt es ihm manchmal noch schwer, Aufgaben abzugeben: “Ich mache die Dinge gern selbst”, gibt er einsichtig zu. Heute würde er es nicht mehr schaffen, “jede Kalkulation, die ganzen Arbeiten selbst” zu erledigen. “Bis 2018 hat jeder Glasreiniger seinen Arbeitsschein von mir gekriegt, als wir hier eingezogen sind, habe ich die Aufgabe abgegeben, delegiert an andere Mitarbeiter.”  Der Arbeitsalltag von André Schreck ist vielfältig, draußen, drinnen, beim Kunden, beim Mitarbeiter – “so wird die Arbeit nie langweilig!” 

 

André Schreck ist gebürtiger Bad Lausicker und sein Herz schlägt für seine Heimat, für die Region. Dennoch spüren wir ein kleines Zögern bei der Frage nach den Vorteilen der Region für sein Unternehmen. Trotz der guten Infrastruktur, überlegt er: “Wenn ich einen Mitarbeiter habe, der im Ortsteil von Bad Lausick wohnt, und in die Kernstadt soll zum Sauber machen, diese Strecke zurückzulegen sind eher Probleme.” Noch schwieriger seien die Arbeitszeiten: “Die Arbeit muss meistens vor 7 Uhr erledigt sein oder erst ab 16 Uhr angefangen werden, das sind keine Arbeitszeiten für junge Väter und Mütter.”

 

Da das Unternehmen aber immer wieder das innovative, moderne und nachhaltige Denken in den Fokus nimmt, macht sich Reuter & Schreck für junge Arbeitskräfte attraktiv. “Prädestiniert war das schon mit dem Firmengebäude”, antwortet André Schreck auf die Frage, inwiefern Reuter & Schreck die eigene Nachhaltigkeit vorantreibt. Das Umsiedeln des Büros in den Supermarkt war für ihn der erste Schritt, Reuter und Schreck für eine nachhaltige Zukunft gut aufzustellen. Innovation und Nachhaltigkeit bündelt André Schreck durch die umweltfreundliche Reinigungschemie und Betriebsmobilität – das E-Auto, was er begeistert vor dem Firmengebäude vorstellt, sei ebenfalls Teil einer Entscheidung gewesen, Strom zu sparen und in die Zukunft zu investieren, was André Schreck für selbstverständlich hält.

“Gebäudereinigung ist nichts für dich” – weit gefehlt!

Problematisch für den Nachwuchs einer Reinigungsfirma ist außerdem der Ruf der Reinigung. Das Unternehmen ist über das Jahr verteilt bei verschiedenen Job- und Berufsorientierungsmessen. Die traurigste Beobachtung, die André Schreck und sein Team auf diesen Messen macht, sind Eltern, die ihre Kinder schnell am Stand von Reuter & Schreck weiterziehen mit den Worten, "Gebäudereinigung ist nichts für dich.”

 

 

Wenn Schüler*innen aber im Rahmen von “Schau Rein – der Woche der offenen Unternehmen” einen Tag bei Reuter & Schreck verbringen, beobachten André Schreck und sein Team echte Begeisterung für die abwechslungsreichen Aufgaben der Gebäudereinigung. “Da sind sogar die Praxisleiter*innen der Schulen erstaunt, wie vielfältig die Gebäudereinigung ist!” Umso bedauerlicher, dass die weit verbreitete Vorstellung von diesem Ausbildungsberuf, so negativ behaftet ist.

 

Schüler*innen für eine Ausbildung zu begeistern, ist ein Anliegen aller Unternehmen in Bad Lausick (und im gesamten Landkreis Leipzig). André Schreck hat sich die letzten Jahre für den gewünschten Azubi-Gewinn verschiedene Ideen überlegt: “Ich wollte hier mal einen Bus herumfahren lassen, und an jedem Unternehmen steigen diejenigen aus, die interessiert sind.” Bei den Unternehmen der Region kam die Idee sehr gut an, aber es stellt sich schnell heraus, weder Schüler*innen noch Eltern wissen, welche Unternehmen es überhaupt in Bad Lausick gibt. “Dann bin ich in die Schulen gegangen und habe gefragt, wo sie ihre Schüler zum Praktikum schicken, es waren unter anderem Unternehmen, die es gar nicht mehr gibt!” 

 

Bevor der Bus losrollen kann, braucht es also eine Übersicht der Unternehmen in Bad Lausick. So entstand am Unternehmerstammtisch die Idee, einen Flyer aller ansässigen Unternehmen, Branchen und Ausbildungsberufe zu erstellen. Das kleine Stück Papier sorgt auf den Messen für Aufsehen, erinnert sich André Schreck: “Oh, das hat Bad Lausick!?”

 

“Wir lassen uns echt was einfallen!”

Seit etwas mehr als einem halben Jahr ist Toni Müller für das Marketing von Reuter & Schreck zuständig und setzt alles daran, nicht nur den Nachwuchs für Reuter & Schreck zu begeistern, sondern auch zur berechtigt positiven Darstellung der Gebäudereinigung beizutragen. Begeistert zeigt er uns den Reinigungs-Cobot, den er gerade zum Losfahren beschwört. Ziel sei es, den Cobot kontinuierlich in den Arbeitsalltag zu integrieren, um die Mitarbeiter*innen bei der Reinigung zu unterstützen. “Wir lassen uns echt was einfallen, sind fortschrittlich und wir haben Technik im Einsatz”, erklärt uns Toni Müller mit Stolz in der Stimme. Für ein mittelständisches Unternehmen im ländlichen Raum, findet er den Einsatz neuer Technologie “persönlich sehr cool.” Genau diese Begeisterung bringt er in seiner Öffentlichkeitsarbeit rüber und hofft, dass sie auch beim Nachwuchs Wirkung zeigt. 

 

Obwohl er erst seit Juli 2023 im Unternehmen ist, hat auch er den Fachkräftemangel schnell gespürt: “Wenn jemand durch Krankheit ausfällt, geht halt bei den Objektleitern der Stress los.” Dass die “tägliche Reinigung im Objekt möglich ist, ist eine tägliche Herausforderung."

Wir sind mittlerweile in der ehemaligen Fleischerei und heutigen Lagerhalle von Reuter & Schreck angeklagt. Es ist Januar und der Temperaturunterschied zum Büro ist spürbar.

 

Statt Kühltheke und Gefrierregal stehen hier jetzt alle Geräte und Utensilien, die zur gründlichen Gebäudereinigung notwendig sind. In Reih und Glied stehen große und kleine Flaschen mit bunten Flüssigkeiten in den Regalen und irgendwo scheint eine Waschmaschine zu schleudern. Während André Schreck mit seinem Mitarbeiter den nächsten Auftrag bespricht, haben wir kurz Zeit, uns die verschiedenen Reinigungsmaschinen und Utensilien genauer anzuschauen. Die vielen Bürstchen, Wischtücher, Fläschchen und Kartons mit Handschuhen verleiten uns fast dazu, selbst irgendetwas sauber machen zu wollen!

 

In Arbeitskleidung, hochwertig bestickt mit dem blauen Firmenlogo und voller Stolz, der die Schultern strafft, lernen wir Ali Akbari kennen. Seit 2016 arbeitet er bei Reuter & Schreck. Nach seiner Ausbildung zum Gebäudereiniger hat er die Weiterbildung zum Ausbilder gemacht und ist jetzt für die nächste Generation Gebäudereiniger verantwortlich. Seine Lieblingsobjekte sind Kindertagesstätten und Pflegeheime, denn dort begegnet er bei der Arbeit den meisten Menschen. Gerade in den Pflegeheimen macht es Ali Akbari glücklich und ein bisschen stolz, wenn sich die Bewohner*innen über seinen Besuch und seine Arbeit freuen und er hier und da ein Schwätzchen mit den Menschen halten kann.

 

Heute fällt ihm das Schwatzen nicht ganz so leicht, ein wenig aufgeregt ist er, schließlich will er das Richtige sagen, wenn das Aufnahmegerät läuft. Als er uns erzählt, wieso er so gerne bei Reuter & Schreck arbeitet, verfliegt die Aufregung plötzlich. Er spricht vom Teamgefühl, seinen Kolleg*innen und den Azubis, mit denen er freitags nach der Arbeit etwas essen oder ein Bier trinken geht. "Das machen wir immer”, erzählt er und grinst ein wenig verschmitzt.

 

Beim Zurückblicken auf die erste Zeit bei Reuter & Schreck erinnert sich Ali Akbari aber an eine anstrengende Zeit. Es stecken auch Anstrengungen dahinter, eine Sprache zu lernen, während man eine Ausbildung anfängt. Die Zeit nach der Ausbildung war nicht so einfach für ihn, wie er sie selbst beschreibt: Es hieß viel Kontakt zu Kund*innen in einer Sprache, die er noch nicht ganz beherrschte. Von André Schreck kam dann das Angebot der Weiterbildung zum Ausbilder: Falls er hier bleiben möchte, könne er sich um die Azubis im Unternehmen kümmern. Währenddessen kümmerten sich die Kolleg*innen um ein gemeinsames Deutsch Üben, und umso greifbarer wurden die Inhalte der Weiterbildung. Hieraus scheinen sogar Freundschaften entstanden zu sein, den Kollegen Bertram Fischer beschreibt Ali Akbari heute als einen Kumpel, den er auch öfter in seiner Freizeit sieht.

 

Mit der Weiterbildung zum Ausbilder gingen außerdem neue Aufgaben einher, die Ali Akbari die wahre Leidenschaft an seiner Arbeit zeigten. In der zwischenmenschlichen Arbeit, sei es mit den Azubis oder bei der Reinigung in Seniorenheimen, Schulen, Praxen und an den anderen Orten, an denen er Menschen bei seiner Arbeit begegnet, ist es merkbar, dass seine Arbeit wichtig ist und sich Menschen darüber freuen, dass er da ist. 

 

Auch der Azubi Jamal Altalal spricht von den zwischenmenschlichen Aspekten bei Reuter & Schreck als erfüllend für seine Arbeit. Die Zeit, die er mit seinen Kolleg*innen jeden Tag verbringt, scheint ihm Spaß zu bereiten – er spricht hier besonders von seinem Ausbilder Ali Akbari, der ihn in der Ausbildung begleitet und als eine Art Vorbild fungiert. Genau wie sein Ausbilder kann sich Jamal Altalal vorstellen, nach der Ausbildung im Unternehmen zu bleiben und seine Nische bei Reuter & Schreck durch eine Weiterbildung zu finden.

 

Auf dem Weg zum nächsten Gespräch laufen wir Ali Akbari über den Weg, im Büro von seinem Kollegen Bertram Fischer sitzt er. Sie scheinen sich über etwas Organisatorisches abzusprechen, während Bertram Fischer am Rechner vor einer E-Mail sitzt: die typische Vorstellung eines Disponenten. Seit 2012 ist Bertram Fischer im Unternehmen tätig. Anfangs als Glasreiniger, seit 2023 als Disponent. Was das genau heißt? Kurz und knapp, kümmert sich Bertram Fischer darum, dass die Aufträge des Unternehmens gut geplant und organisiert ablaufen. Während seine Expertise in der innerbetrieblichen Organisation, hinter den Kulissen, liegt, kriegen seine Kolleg*innen das direkte Ergebnis ihrer Arbeit mit. Die Arbeit von Bertram Fischer wirkt also ein wenig unsichtbar. Hierbei klärt er uns auf: Als Ansprechpartner für die Kund*innen kriege er nach jedem Auftrag ihre Rückmeldung mit. Wenn sich die Kund*innen über die gute Reinigung freuen, für die er zusammen mit seinen Kolleg*innen gesorgt hat, sei er am stolzesten auf seine Arbeit. 

 

Zum Abschluss wollen wir von André Schreck gern wissen, wie er Reuter & Schreck in drei Worten zusammenfassen würde. Die Antwort kommt wie aus der Pistole geschossen: "Professioneller, regionaler Reinigungsservice!” – Der Slogan steht.

 

Text: Dylan Dahlberg & Christin Pomplitz

Foto: Claire Marquier